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Das Bankpalais Promenade 15 in Linz

Das Bankpalais Promenade 15 in Linz

Daten

  • Bauzeit: Oktober 2015 – Oktober 2017
  • Leistungsumfang: Generalplaner inkl. örtlicher Bauaufsicht, Projektsteuerung und BauKG
  • Bauherren: Allgemeine Sparkasse Oberösterreich Bankaktiengesellschaft
  • Projektarchitekt: Mario Watz
  • Fotos/Pläne: ©Robert Maybach

Projekt: Das Bankpalais Promenade 15 in Linz

Data

  • construction time: Oktober 2015 – Oktober 2017
  • scope: Generalplaner inkl. örtlicher Bauaufsicht, Projektsteuerung und BauKG
  • builders: Allgemeine Sparkasse Oberösterreich Bankaktiengesellschaft
  • projectarchitect: Mario Watz
  • photos / plans: ©Robert Maybach

Project: Das Bankpalais Promenade 15 in Linz

Geschichte wird Zukunft. Die Neugestaltung eines barocken Stadtpalais im Herzen von Linz.

Das Haus Promenade 15 zählt zu den bedeutendsten Bürgerhäusern des Barock in Linz. Das Bauensemble besteht aus einem dreigeschossigen, straßenseitigen Wohngebäude mit repräsentativer Fassade, dahinter liegt ein Innenhof und an dessen Rückseite ein zweigeschossiges „Hofstöckl“. Der Vordertrakt geht in seinem Bestand heute noch auf das Jahr 1710 zurück, vermutlich nach Entwürfen des Barockbaumeisters Johann Michael Prunner errichtet, der Hoftrakt entstand hingegen erst in der Biedermeierzeit, vor 1826.
Bereits vor Jahren entschied die Sparkasse Oberösterreich, in dessen Besitz die Liegenschaft steht, das Haus vorwiegend für Bankzwecke auszubauen. Im Erdgeschoß des straßenseitigen Traktes blieben jedoch die Geschäfte erhalten, ebenso die Wohnnutzung im Hoftrakt. Zusätzlich wurde entschieden, den Innenhof zu unterkellern, um eine Tiefgarage zu schaffen, die an die bestehende Nachbargarage angedockt wurde, wodurch eine ebenso ökologische wie stadtpolitisch gut vertretbare Lösung erzielt werden konnte.
Im Zusammenhang mit dem Bau der Tiefgarage sind nicht zuletzt die archäologischen Grabungen zu nennen, die ein geradezu sensationelles Ergebnis erbrachten, nämlich die Aufdeckung von wesentlichen Mauerzügen des langgesuchten römischen Kastells Lentia, dem Nukleus der heutigen Landeshauptstadt Linz.
Ein barockes Bürgerhaus in ein Bankgebäude umzuwandeln ist eine komplexe Aufgabe – eine Gratwanderung zwischen Erhalten und Erneuern. Richtlinie aus der Sicht der Denkmalpflege war zunächst die weitestgehende Erhaltung der wertvollen historischen Bausubstanz, wobei der Ausbau innerhalb der bestehenden Silhouette – also ohne Veränderung des äußeren Erscheinungsbildes – von vorne herein außer Diskussion stand.
Die historische Struktur des Hauses ermöglichte mit relativ geringen Eingriffen die Realisierung des gewünschten Raumprogrammes. Der größte bauliche Eingriff bestand im Einbau einer Liftanlage zur barrierefreien Erschließung des gesamten Hauses. Der Lift konnte, funktional richtig, im Stiegenhausbereich situiert werden, ohne – das war eine der vielen denkmalpflegerischen Vorgaben – über die Dachfläche hinaus zu ragen. Wie so oft waren es mehr die haustechnischen Vorgaben, im Besonderen die gewünschten Kühldecken, Klimatisierung und dergleichen mehr, die in ihrer Summe die größten Eingriffe in die historische Bausubstanz verursachten.
Aufwändig und zeitraubend waren die denkmalpflegerischen Arbeiten, die mit der Sicherung der historisch wertvollen Bausubstanz begannen. Alle Fenster und Türen – soweit sie dem historischen Bestand angehörten und erhalten werden sollten – wurden vor Baubeginn mit Holz verschalt, die Steinstufen der Haupttreppe mit Holzfaserplatten samt Vlies abgedeckt. Erst nach Abschluss der Rohbauarbeiten entfernte man diese Verschalungen wieder und begann mit der eigentlichen Restaurierung. Die noch erhaltenen Bodenbeläge, wie zum Beispiel die alten Kehlheimerplatten, wurden sorgfältig ausgelöst, restauriert und wieder verlegt. Die wenigen historischen Tafelparkettplatten wurden im ganzen Haus gesammelt, restauriert und im Gewölberaum der Beletage fachgerecht neu verlegt.
Eines der Highlights der Revitalisierung ist die Neunutzung des ehemaligen Dachbodens für Veranstaltungszwecke. Grundgedanke war es, den barocken Dachstuhl zu zeigen und nicht – wie oft üblich – der Einfachheit halber mit Gipskartonplatten „einzupacken“. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde die notwendige Wärmedämmung über die alten Gespärre verlegt. Der normgemäße Brandschutz konnte durch eine Überfangung des Holzdachstuhls mit Stahlträgern erreicht werden. Notwendige Ergänzungen in der sichtbaren Holzkonstruktion wurden mit alten Hölzern durchgeführt, um ein ungestörtes Erscheinungsbild zu gewährleisten. Für die Funktion als Veranstaltungssaal entschied man sich auch, eine automatische Hebebühne einzubauen.
Einen hohen baulichen Einsatz erforderte die Errichtung der Tiefgarage, welche die gesamte Hoffläche zwischen dem Vorderhaus und dem rückwärts gelegenen Stöcklgebäude umfasst. Die Fundamente beider Häuser mussten mittels einer klassischen Unterfangung bis auf das tieferliegende Niveau der neuen Garage geführt werden. Einmal mehr wurde bei diesem Verfahren – den Einsatz einer Fachfirma vorausgesetzt – der Beweis erbracht, dass eine nachträgliche Fundierung de facto ohne Risiko für den Bestand durchgeführt werden kann. Nicht weniger Aufwand brachte der notwendige Durchbruch der tragenden Wände zum benachbarten „Mutterhaus“ der Bank mit sich, weil damit in die gesamte Lastabtragung des Bestandes eingegriffen werden musste. Aber auch diese Maßnahme konnte ohne Schaden für die beiden historischen Häuser durchgeführt werden.
Ein wesentlicher Punkt war es auch, dass alle Arbeiten bei aufrechtem Betrieb erfolgten: Die Geschäfte im Erdgeschoß des Vorderhauses mussten trotz aller Baumaßnahmen geöffnet bleiben und auch alle Mieter konnten – trotz der verständlichen Unannehmlichkeiten – ihre Wohnungen weiter benutzen.
Das Ergebnis der Restaurierung ist überzeugend und bestätigt einmal mehr: Ein komplexes Bauprojekt gelingt nur dann, wenn alle konstruktiv zusammenarbeiten – so, wie es bei dem gegenständlichen Projekt der Fall war.