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Schloss Aumühle in Atzenbrugg

Schloss Aumühle in Atzenbrugg

Daten

  • Bauzeit: August 2015 bis Juni 2018
  • Leistungsumfang: Architektenleistungen inkl. örtlicher Bauaufsicht
  • Bauherren: Privat
  • Projektarchitekt: Karl Kröpfl
  • Fotos/Pläne: ©Wehdorn Architekten

Projekt: Schloss Aumühle in Atzenbrugg

Data

  • construction time: August 2015 bis Juni 2018
  • scope: Architektenleistungen inkl. örtlicher Bauaufsicht
  • builders: Privat
  • projectarchitect: Karl Kröpfl
  • photos / plans: ©Wehdorn Architekten

Project: Schloss Aumühle in Atzenbrugg


Der Markt Atzenbrugg ist als Treffpunkt zahlreicher Künstler im Biedermeier weit über die Grenzen Niederösterreichs hinaus bekannt. Persönlichkeiten, wie die Maler Leopold Kupelwieser oder Moritz von Schwind, Literaten wie Eduard von Bauernfeld oder Franz Grillparzer, vor allem aber deren „Leitfigur“ Franz Schubert, waren viel und gern gesehene Gäste in dem kleinen Ort. Mehr oder minder sind alle historischen Objekte in Atzenbrugg mit diesen Namen verbunden, so auch Schloss Aumühle, in deren Räumen sich Franz Schubert und sein Freundeskreis immer wieder aufgehalten haben sollen.
Schloss Aumühle bildet ein historisch gewachsenes Anliegen in unmittelbarer Nähe des Perschling–Flusses. Es ist – um es einfach auszudrücken – der Inbegriff eines sympathischen „Landschlössls“ in einer intakten Landschaft. Die Gesamtanlage, inmitten eines großen parkartigen Geländes mit Werkskanal gelegen, besteht aus dem im Grundriss L – förmigen und zweigeschossigen Schlossgebäude, der gegenüber liegenden ehemaligen Mühle und einer Umfassungsmauer, so dass sich ein kleiner überschaubarer Innenhof ergibt, in dessen Mitte sich ein Brunnenbecken befindet.
Der Name „Aumühle“ geht auf eine Familie namens Aumüller zurück, die im 16. Jahrhundert das Anwesen als herrschaftlichen Freihof der Grafen von Althan (d.h. von Steuern befreit) inne hatte. Seit dieser Zeit ist ein kontinuierlicher und rascher Besitzerwechsel nachweisbar, bis die Realität nach 1945 in den Besitz des internationalen Getreidehändlers Fritz Mauthner kam, von dem sie an die heutige Besitzerin überging.
Der oftmalige Besitzerwechsel hinterließ seine Spuren auch im Baugefüge, das von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zur Gegenwart reicht. Ursprünglich war das heutige Schloss ebenerdig und bestand aus drei U-förmig angeordneten Trakten. Die Gewölbe im Erdgeschoß an der Westseite weisen heute noch auf die Entstehung in der Renaissance-Zeit hin; auch die Mauern in diesem Bereich, die sich nach dem Abschlagen des Putzes als Mischmauerwerk mit großflächigen Lehmeinschlüssen erwiesen, belegen die frühe Erbauungszeit.
Die Aufstockung des Schlosses erfolgte vermutlich im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts; jedenfalls lässt der Deckendekor eines Raumes im ersten Stock – ein sogenanntes „Bandlwerk“ – diese Datierung naheliegend erscheinen; auch die Arkadenstellungen im Erdgeschoß des Westtraktes sind der Barockzeit zuzuordnen. Eine Plandarstellung von Franz Xaver Schweickhardt aus dem Jahre 1832 zeigt noch den Osttrakt, erst danach wurde dieser abgebrochen und durch die ebenfalls heute noch bestehende Mauer ersetzt. Der große, das Schloss heute noch prägende Ausbau erfolgte im frühen Klassizismus und war 1785, wie das Datum in der Uhr im gartenseitigen Giebel des Westtraktes bezeugt, abgeschlossen. Weitere Veränderungen folgte im 19. Jahrhundert – zum Beispiel stammt auch das Steildach mit seinem Dachstuhl erst aus dieser Zeit.
Der rezente Ausbau hatte zunächst nur das Ziel, den historischen Bestand nachhaltig zu restaurieren. Im Rahmen des Sanierungsprogrammes zeigte sich aber immer deutlicher, dass das sympathische Ambiente, die großzügigen Räume im Erdgeschoss und die repräsentativen Zimmer im Obergeschoss des Schlosses sich durchaus auch für Veranstaltungen mit familiärem Charakter eignen könnten.
Aus baulicher Sicht erwies sich die Restaurierung wesentlich umfangreicher und schwieriger als ursprünglich angenommen werden konnte. Die großen Feuchtigkeitsschäden waren zwar von Anfang an augenscheinlich, aber erst im Zuge von Probeschürfungen zeigte sich, dass das gesamte Baugefüge instabil war. Umfangreiche Fundamentarbeiten, Mauerverstärkungen und Deckenauswechslungen waren die Folge. Zu diesen aufwändigen Rohbauarbeiten gesellte sich ein großzügiger, aber notwendiger Innenausbau, um eine zeitgemäße Nutzung sowohl im privaten Bereich als auch in den Veranstaltungsräumen zu gewährleisten. Hinzu kamen sicherheitstechnische Anforderungen und die barrierefreie Erschließung des ersten Stockes durch den Einbau einer Liftanlage.
Die Raumgestaltung lag weitestgehend in den Händen der in diesen Belangen erfahrenen „Hausfrau“ und ist ein Gutteil des Wohlfühlfaktors, den das gesamte Ambiente ausstrahlt. Wer das Schloss heute sieht, kann jedenfalls die umfangreich notwendigen Sanierungsarbeiten nicht mehr erahnen. Der Besucher empfindet nur das angenehme Gefühl, in einem historischen Haus Gast sein zu dürfen. Und das ist auch gut so.